
Kümmerniskapelle
Gebet zur Hl. Wilgefortis
Heilige Märtyrerin Kümmernis,
ich rufe dich an um deine Hilfe und Fürbitte.
Meine Sorge und Angst lege ich vor deinem Kreuz nieder
und bitte Dich, mir zu helfen.
Ich weiß, dass du dir Christus als einzigen Bräutigam in Deinem Leben auserwählt hast
und er dir deshalb keine Bitte abschlagen wird.
Deshalb bitte ich Dich:
Erhöre mein Gebet und trage meinen Kummer und meine Sorge zu Christus,
für den Du gelitten hast und gestorben bist.
Bleibe bei mir, Heilige Kümmernis,
tröste und beschütze mich.
Amen.
Das Wallfahrtskirchlein „Kümmernis„ auf dem Hechenberg, 1857 – 63 im neugotischen Stil erbaut, ist ein idyllisches Kleinod für Gebet, Meditation und Andacht (z.B. Maiandacht, Adventgang). Seit 1871 gibt es die Kümmerniswallfahrt um den Frieden in der Welt am 2. Septembersonntag (verantwortlich: Krieger- und Soldatenkameradschaft).
Wilgefortis war eine schöne Königstochter, die sich zum Christentum bekehrte und taufen ließ. Ihr Vater, ein Heide, wollte sie mit einem heidnischen Prinzen vermählen. Wilgefortis aber hatte ewige Jungfräulichkeit gelobt und verweigerte den Wunsch des Vater. Als er sie zur Ehe zwingen wollte, betete sie in großer Not, Gott möge ihr einen Vollbart wachsen lassen, damit sie als Braut entstellt sei. Ihr Gebet wurde erhört. Dies erzürnte den Vater so sehr, dass er sie kreuzigen ließ, bekleidet mit einem armseligen Rock, die goldenen Schuhe an den Füßen zeugten davon, dass sie aus hohem adeligen Stande stammte. Das tapfere Glaubenszeugnis der Wilgefortis soll ihren Vater so bewegt haben, dass er sich zu Christus bekehrte und taufen ließ. An der Kreuzigungsstelle ließ er eine Kapelle errichten. In der Folgezeit geschahen viele Wunder. Eines Tages kam ein bettelarmer Musikant der mit seiner Familie in großem Elend lebte, in die Kapelle und spielte in seiner Verzweiflung vor dem Gnadenbild der Wilgefortis mit seiner Geige. Da warf sie ihm einen goldenen Schuh zu. Als er dieses wertvolle Stück in Lebensmittel eintauschen wollte, wurde er vor den Richter geschleppt und wegen schweren Raubes zum Tode verurteilt. Den Galgen vor Augen, erbat er sich die Erlaubnis, vor dem Bildnis der Kümmernis zu spielen — und ein zweites Wunder geschah. Vor den Augen des Richters und vieler Menschen warf ihm die hl. Wilgefortis ihren zweiten goldenen Schuh hin. So wurde seine Unschuld erkannt und im Volke festigte sich der Glaube, dass „St.Kümmernis“ jedem Hilfesuchenden und Betrübten Hilfe und Trost schenkt.
Geschichtlich ist nachgewiesen, dass 1693 Maria Hechenbergerin an der Stelle einer Einsiedelei, der „Klausen“ – über einem aufgestellten Wilgefortis-Bildnis eine hözerne Kapelle errichten ließ. Deren Sohn Georg Hechenberger hat diese zum Dank für wiedererlangte Gesundheit in eine gemauerte Kapelle umwandeln lassen. Wie es in alten Texten heißt, wurde die Kapelle gern von Stadtleuten und Reisenden besucht. Die hl. Kümmernis, ist auch Patron der armen Sünder, die ihren letzten Gang zur Richterstätte antreten mussten. Unweit der Kümmernis war ja die Burghausener Richtstätte, die „Weh“, an der Gabelung der Öttinger- und Marktler Straße. Dort standen der Galgen und das Räder- und Folterwerkzeug. Mit dem Todesurteil war man damals schnell zur Hand, besonders in der Zeit nach dem 30-jährigen Krieg. Man kannte wenig Gnade mit den Angeklagten. Die einzige Gnade, die ein Verurteilter erbitten konnte, war ein Gang zur Kümmernis oder zur Klausen, um ein letztes Gebet zu sprechen.
Nachdem durch einen übereifrigen Säkularisierer, den Landrichter Graf Armannsperg, im Jahre 1803 die Kümmerniskapelle dem Erdboden gleichgemacht worden war, begann man erst Mitte des 19. Jahrhunderts mit dem Neubau. Der damals hier tätige Graf Armannsperg ist übrigens auch dafür verantwortlich, dass das wertvolle Kirchlein in St. Johann zerstört wurde. Er wollte auch das Juwel des Salzachtals, die Marienberger Wallfahrtskirche wegen angeblicher Baufälligkeit schleifen lassen. Die Marienberger Bauern haben dies verhindert. Unter der Leitung seines Nachfolgers, des Landrichters Wiesend aus Burghausen, wurde ein neues Kirchlein im neugotischen Stil von 1857 bis 1864 errichtet unter der Bauaufsicht des königlichen Gerichtsschreibers Xaver Welz und mit Spenden der Bewohner von Burghausen und Umgebung. Das Grundstück stiftete Josef Hechenberger, Am 24. April 1864 wurde das Kirchlein feierlich benediziert. Am Altar steht die Figur der thronenden Madonna mit dem Kind, flankiert von den Diakonen Stephanus und Laurentius aus der St. Hedwigskapelle. Im Jahr 1963 erfolgte eine Innen- und Außenrenovierung auf Initiative von Jakobus Prambs durch den Bildhauer Kurt Porzky (Altötting). 1994 Innenrenovierung durch Kirchenmaler Riedel (Marktl) auf Initiative von Dekan Johann Lempertseder und Kirchenpfleger Ludwig Fuchs. Neubau des Mesnerhauses (1991).