Texte aus dem Kirchenanzeiger August 2023 entnommen
War es am 31. Oktober 1948 zur Festlichen Weihe von Orgel, Fenster und Ölberg durch den Bischof von Passau gekommen. Nun sollen neben der Orgel auch die 1947/48 erstellten neuen Glasfenster ins Bewusstsein rücken.
Das linke Fenster zeigt uns den Apostel Jakobus, den Patron der Kirche, als Jünger Jesu, der sein Kreuz auf sich genommen hat und Jesus nachgefolgt ist.
Der Weg dieses Jüngers kann uns heute helfen, den eigenen Glaubensweg in den Blick zu nehmen und ihn mit neuer Hoffnung und früher Liebe zu gehen.
Bevor wir das Fenster in seinem Ablauf betrachten, scheint ein Nachdenken darüber angebracht, was wir beachten, wenn wir überhaupt einen Weg gehen. Das eine ist das Ziel. Es muss uns vor Augen stehen. Darauf richten wir uns aus. Es ist gewissermaßen der Blick in die Ferne und nach oben. Es zieht uns an.
Das andere ist die Wegstrecke. Sie ist eben und gerade, sie hat auch Kehren und Windungen, Steigungen und Gefälle, Geröll und Schlaglöcher. Der Weg zwingt den Blick immer wieder in die Nähe und nach unten. Er fordert uns.
Wir beginnen unsere Betrachtung mit dem Blick auf das Ziel und schauen deswegen nach oben. Dort wird uns gesagt, wo das Ganze hinführt und wie es ausgeht. Oben im Spitzbogen halten zwei Kerubim die Himmelskrone für Jakobus bereit, der als erster der Apostel den Tod als Märtyrer erlitten hat. Die Kerubim hatte Gott nach der Vertreibung von Adam und Eva aus dem Paradies aufgestellt, damit sie den Weg zum Baum des Lebens bewachten (Gen 3,24). Jakobus ist den rechten Weg gegangen und nun steht ihm der Himmel offen. Bedenken wir, dass die Kirche auf dem Weg zum Grab den Verstorbenen auf dem Weg zum Leben sieht und ihn besingt: >Zum Paradies mögen Engel dich geleiten<. Der im Himmel gekrönte Mensch: Das ist unser Ziel. Damit ist der Blick in die Ferne und nach oben verbunden.
Auf hohem Niveau geht’s von nun an bergab. Es folgt die Szene mit der Verklärung auf dem Berg Tabor. Mit staunenden Augen und verzückten Gebärden schaut Jakobus zusammen mit Petrus und Johannes den verklärten Jesus, der von den bärtigen Gestalten des Moses und Elija umstanden ist. Jakobus hat schon in seinem irdischen Leben Jesus in seiner Verklärung gesehen und damit einen Blick in den Himmel getan. Für die Drei ist es ein unfassbares Widerfahrnis. Auch in unser Leben sind Momente des Glücks und der Seligkeit eingestreut, die in uns eine Sehnsucht nach dem Leben in Fülle wecken.
Die Linie steigt rapide ab. Hat Jakobus Jesus in seiner höchsten Verherrlichung gesehen, so sieht er ihn jetzt — wieder zusammen mit Petrus und Johanes — in seiner tiefsten Erniedrigung, in der Todesangst am Ölberg. Der Engel kommt vom Himmel und stärkt ihn mit dem Kelch. Die drei aber sind vor lauter Betrübnis eingeschlafen. Jesus war ihre große Hoffnung gewesen. Nun sehen sie ihn am Boden und mit ihm ihre Hoffnung. Auczsolche Freude, dass er ausruft: Da haut’s dich um. Ein anderes Mal wirft ihn die Wucht eines Schicksalsschlags zu Boden. Die Landung ist beide Male keine sanfte. Die Erde hat uns wieder. Nun gilt es, sich auf ihr aufzurappeln.
Das Leben mit seinem Auftrag führt in die Tiefe, zur Bodenberührung. Der Auftrag will erfüllt, das Leben will gelebt sein. Jakobus ist tröstlich und schmerzlich auf dem Weg der Selbsterkenntnis vorangekommen und zum Glauben an Jesus Christus, den Gekreuzigten und Auferstandenen, gelangt. Nun tritt er auf mit Pilgermantel, Pilgerstab und Pilgertasche und predigt Frauen und Männern, Kindern und Säuglingen. Er ist auf der Höhe des Lebens. Wie wir alle zu unserer Zeit im Leben der persönlichen Beziehungen, der Berufs- und Arbeitswelt und der gesellschaftlichen Öffentlichkeit stehen. Dort sind wir berufen, durch unser Leben Zeugnis zu geben von unserem Glauben. Wie Jakobus ein Zeuge war.
Zuletzt geht Jakobus zu Boden unter dem Richtschwert. >Um jene Zeit ließ der König Herodes einige aus der Gemeinde verhaften und misshandeln. Jakobus, den Bruder des Johannes, ließ er mit dem Schwert hinrichten< (Apg 12,1f). Man könnte meinen, das ist der absolute Tiefpunkt. Nun gilt es, sich zu erinnern, dass man sich über das Ziel klar sein soll, bevor man sich auf den Weg macht. Das Ziel ist die Krone, die im Himmel den erwartet, der in seinem Leben und Sterben der Erde so nahe wie möglich gekommen ist. Darum haben wir oben angefangen und schließen dort unsere Betrachtung ab. Nicht, ohne einen Blick der Liebe auf die Kirche St. Jakob geworfen zu haben mit dem Burghauser Wappen zur Linken, dem Burgtor mit drei Türmen, und einem erdachten Wappen des HI. Jakobus zur Rechten mit drei Muscheln auf blauem Grund.