Es ist eine lange Tradition, dass die Rotary Clubs aus dem Chiemgau im Herbst zusammentreffen und beispielsweise gemeinsam eine lokale Kulturstätte besuchen. Dieses Jahr hat der Rotary Club Altötting-Burghausen das sogenannte Ruperti-Treffen im Kloster Raitenhaslach organisiert. Für eine Festrede im Steinernen Saal des Klosters hat der Club den Präsident-emeritus der Technischen Universität München (TUM) Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Wolfgang Herrmann eingeladen. Dieser hielt einen spannenden Festvortrag über das mittelalterliche Zisterzienserkloster (gegründet 1146), das nach der Säkularisierung in 1804 letztendlich 2014 ein Akademiezentrum der TUM geworden ist. So ist ein klösterliches Wissenszentrum mit einer Bibliothek, die leider nicht mehr existiert, ein modernes Tageszentrum für einen akademischen Wissensaustausch geworden. Herrmann referierte über die inspirierende Wirkung der barocken Klostergebäuden und der vielen gut erhaltenen kulturellen Kleinoden in unserer Oberbayerischen Umgebung. Das Akademiezentrum wird sehr gut besucht und erfüllt innerhalb der TUM eine wichtige Rolle für Studenten und Personal. Am Ende seines Festvortrags gab Prof. Herrmann selbst in der Klosterkirche noch ein kleines Vorspiel auf der historischen Orgel zum besten. Er verzichtete auf ein Honorar für die Festrede, so dass der Rotary Club Altötting-Burghausen für die Restaurierung der Orgel gerne 2000 € spendete.
Pfarrer Erwin Jaindl ließ es sich nicht nehmen, die Spende von Rotary zu verdoppeln in dem er ebenso begeistert 2000 € für die Orgel spendete. Er erklärte, dass die gesamte Restaurierung ca. 470.000 € betragen würden. Im Augenblick — auch dank einer Großspende von Prof. Dr. Wolfgang Herrmann – gibt es einen finanziellen Grundstock von ca. 100.000 €. Mit weiteren Zuschüssen ist zwar zu rechnen, aber einen Großteil muss die Pfarrei aufbringen. Aber, ein Projekt dieser Größenordnung kann auch nur gemeinsam geschultert werden. In Zusammenarbeit mit dem Landesamt für Denkmalpflege, dem diözesanen Orgelreferat, dem diözesanen Kunstreferat, der Stadt Burghausen, dem Landkreis Altötting, dem Bezirk Niederbayern und dem Freistaat Bayern soll daher das Projekt auf eine solide finanzielle Basis gestellt werden.
Der besondere Wert der Kirchenorgel wird erklärt durch Heinrich Wimmer, Organist in Burghausen und Regionalkantor im Dekanat Altötting. Die Orgel der ehem. Klosterkirche Raitenhaslach zählt weltweit zu den Orgeln mit dem größten erhaltenen Pfeifenbestand aus der Barockzeit. Dies ist schon allein deshalb bemerkenswert, weil es nur sehr wenige Orgeln dieser Größe (22 Register) mit so hohem Originalbestand gibt. Am Orgelbau Raitenhaslach waren berühmte Orgelbauer beteiligt, nämlich 1697 Johann Christoph Egedacher (Salzburg) und 1740 Johann Conrad Brandenstein (Regensburg). Daher gehört die Raitenhaslacher Orgel zu den wichtigsten europäischen Denkmalorgeln.
Im Laufe der Jahrhunderte musste die Orgel mehrere nachteilige Veränderungen über sich ergehen lassen, so dass es unser gemeinsames Ziel sein sollte, den barocken Ursprungszustand wieder herzustellen, damit diese besondere Orgel ihren barocken Charakter und ihren ganzen Charme wieder zurückgewinnt.
Die Pfarrei Raitenhaslach versucht demnächst selbst eine hohe Summe zu generieren beim Silbernen Priesterjubiläum von Pfarrer Erwin Jaindl. Vergelt’s Gott!